Frankreich hat sich auf den Mehrweg gemacht  |  Schulverpflegung  |  02/2025
Text Sarah Hercht  |  Fotos Hurca!- stock.adobe.com

Ein Verbot von Kunststoffbehältern in der Gemeinschaftsverpflegung in Frankreich gilt seit dem 1. Januar 2025. Den Weg für Mehrweg hat Rieber mitbereitet. Kann Deutschland folgen? 

Eine halbe Million Mehrwegbehälter des Modells „GNauto“ samt Deckel hat Rieber aus Reutlingen seit Anfang des Jahres bereits nach Frankreich geliefert. Diese gingen überwiegend an zentrale Küchen des französischen Tremplin-Verbunds, einem Zusammenschluss öffentlicher Träger, der speziell für die Umstellung auf Mehrweg gegründet wurde. „Heute umfasst das Tremplin-Netzwerk 18 Zentralküchen in über 70 Gemeinden. Es produziert täglich mehr als 319.000 Mahlzeiten und über 50 Millionen pro Jahr – vor allem für Schulen und Kindergärten“, berichtet Natalia Antonova, Export Sales Manager, East & South Europe, South America and Japan bei der Rieber GmbH & Co. KG. „Aktuell laufen mehrere Bestellungen aus Frankreich, insbesondere Musterlieferungen für verschiedene Küchen, in denen die GNauto-Edelstahlbehälter mit GNauto- Deckeln getestet werden.“ Darüber hinaus gebe es auch größere Abrufe: „Erst kürzlich erhielten wir einen Auftrag über knapp 12.000 Stück der konischen GNauto-Behälter 1/2 55. Gemeinsam mit unserem Handelspartner Enodis treiben wir die Einführung in Frankreich aktiv weiter voran.“ 

Der Hintergrund: Frankreichs GV-Branche vollzieht einen radikalen Wandel: Seit dem 1. Januar 2025 verbietet das neue EGAlim-Gesetz die Verwendung von Kunststoffbehältern für das Kochen, den Transport, das Aufwärmen und Servieren von Speisen in der Gemeinschaftsverpflegung. Tausende Betriebe mussten sich komplett umstellen, denn bisher wurden die jährlich über eine Milliarde Mahlzeiten hauptsächlich in Einwegplastikbehältern ausgegeben. 

Frankreich hat sich auf den Mehrweg gemacht 

Auf Frankreich abgestimmt 

Eine Delegation von französischen Vertretern informierte sich in Reutlingen über das Mehrwegsystem von Rieber. Doch welches waren letztlich die Aspekte, die unsere Nachbarn überzeugten? „Zu den Anforderungen gehörten ein geringes Gewicht, die Stapelbarkeit und einfache Entstapelung der Behälter, ihre garantierte Langlebigkeit sowie die Kompatibilität mit verschiedenen Deckeln“, weiß Natalia Antonova. Ebenfalls wichtig war die einfache, sehr platzsparende und sichere Lagerung in geraden Stapeln ohne Einsturzgefahr – insbesondere im Hinblick auf automatisierte Prozesse. 

Ein weiterer zentraler Punkt war die mögliche Rückverfolgbarkeit der Behälter über die QR-Codes mit einem individuellen GS1-Digital-Link für Schnittstellen zu bestehenden ERP-Systemen. „Ein wesentliches Kriterium war zudem die Ergonomie im Arbeitsalltag: Wir haben dafür einen neuen Stapelwagen entwickelt, der als mobiles Lager dient und sowohl manuell als auch automatisch bestückt werden kann. Durch sein Design lassen sich auf gleicher Fläche bis zu viermal mehr GNauto-Behälter unterbringen als bei herkömmlichen GN-Systemen“, führt Natalia Antonova aus. Der gesamte Prozess – von der ersten Vorstellung der Produkte bis zur finalen Einführung – dauerte rund drei Jahre. „Die GN-Behälter und GN-Deckel wurden in dieser Zeit kontinuierlich weiterentwickelt und auf die konkreten Anforderungen angepasst, um den Einsatz in der französischen Gemeinschaftsverpflegung optimal zu ermöglichen“, berichtet sie. 

Die Einführung des GNauto-Systems erfolgte in enger Zusammenarbeit mit Riebers französischem Handelspartner Enodis. Entscheidende Präsentationen und Inbetriebnahmen wurden gemeinsam vor Ort beim ersten Referenzkunden durchgeführt. 

Die Produktabstimmungen und das Verständnis für das neue System wurden bereits im Vorfeld durch mehrere Besuche der Kunden aus dem französischen Tremplin- Verbund bei Rieber in Reutlingen gefördert. Dort lernten sie ebenso die Möglichkeiten der Digitalisierung über den gelaserten QR-Code und das Check Trace-System von Rieber kennen. „Teststellungen zur digitalen Mehrwegorganisation sind im nächsten Schritt geplant, da dieses Thema derzeit öffentlich ausgeschrieben werden muss“, erklärt die Export Sales Managerin. 

„Durch den Einsatz von Mehrweg-GN-Behältern aus Edelstahl lässt sich Mikroplastik in den Speisen wirksam und vollständig vermeiden – ein besonders wichtiger Aspekt in der Verpflegung von Kindern.“
Natalia Antonova, Rieber

Transport- und Spüllogistik 

„Gerade bei Einrichtungen mit hohen Stückzahlen wird deutlich, dass eine Digitalisierung der Mehrwegprozesse nicht nur sinnvoll, sondern nahezu unumgänglich ist, um die Abläufe effizient, transparent und fehlerfrei zu gestalten“, weiß die Expertin. Jeder GNauto-Behälter ist mit einem QR-Code nach GS1-Standard ausgestattet. „Damit ergeben sich vielfältige Möglichkeiten zur Prozessvereinfachung – etwa bei der Kommissionierung mit direkter Anbindung an Warenwirtschaftssysteme oder zur Vermeidung von Fehlbestückungen und Falschlieferungen. Das schafft Prozesssicherheit, reduziert Verluste und unterstützt eine plastikfreie, nachhaltige Verpflegung“, hebt sie hervor. 

Sie weiß auch: „Die Einführung eines Mehrwegsystems erfordert eine neue Betrachtung der Logistik – insbesondere durch die Notwendigkeit der Rückführung der Behälter.“ Dies kann bedeuten, dass einer oder zwei zusätzliche Lkw benötigt werden, etwa bei mehreren Touren pro Fahrer oder bei Lieferungen am Nachmittag. „Solche zusätzlichen Kosten entstehen nicht überall, sind aber je nach Organisation möglich. Sie lassen sich jedoch mithilfe von Software zur Tourenoptimierung effizient gestalten“, konkretisiert Natalia Antonova. 

Auch in puncto Spülprozess ist logistisch vorzugehen: Ob eine zentrale Spülinfrastruktur vorhanden ist, hängt dabei stark von den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten ab. „In vielen Fällen muss die Küche für einen eigenen Spülbereich vergrößert oder sogar vollständig neu geplant werden. Daher greifen viele – vor allem kleinere – Einrichtungen auf externe Dienstleister für spezialisierte Spül- und Logistikdienste zurück“, weiß sie. 

Radikal reduziert 

Da die Umstellung noch recht frisch ist, liegen noch keine vollständigen Gesamtdaten vor, wie viel Einwegverpackungen durch das Plastikverbot tatsächlich eingespart werden können, „doch Einzelfälle vermitteln bereits einen deutlichen Eindruck vom Einsparpotenzial“, weiß Natalia Antonova. Geht man von einer Prognose für ein Jahr aus: „So ersetzt die Einrichtung Tables Communes jährlich rund 1.090.000 Einweg-Plastikschalen der Größen GN 1/2 und GN 1/3. In Toulouse konnten etwa 3.851.000 Einwegschalen der Größe GN 1/4 eingespart werden.“ Weitere Beispiele sind der Standort Rennes, der auf 200.000 Stück der Größe GN 1/2 pro Jahr kommt, während Sivu Bordeaux-Mérignac etwa 53.000 Stück der Größe GN 1/3 ersetzt. „Das entspricht knapp 200.000 Kilogramm eingespartem Plastikmüll in dieser Zeit“, beziffert Natalia Antonova: „Diese Zahlen machen deutlich, welches Volumen an Einwegverpackungen allein durch den Einsatz des GNauto-Mehrwegsystems bereits reduziert werden konnte.“ 

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Natalia AntonovaExport Sales Manager
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